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Gegen Hass und Diskrimierungen aufstehen

Ich schreibe diese Zeilen am 19. Februar 2021, genau ein Jahr nach dem Anschlag von Hanau. Sechszehn Monate und 10 Tage nach dem Anschlag von Halle. Die untenstehende Erklärung hatte ich vorbereitet für die letzte Sitzung des Ortsbeirats 12 heute Abend. In Absprache mit den anderen Fraktionen wird an Stelle dieser Erklärung der Toten in anderer Weise gedacht, was wir voll mittragen. Dennoch möchte ich diese Zeilen gerne sichern, damit wir später sehen können, ob wir unser Versprechen eingelöst haben.

Heute vor einem Jahr fielen dem fremdenfeindlichen Anschlag von Hanau zehn Menschen zum Opfer. Neun von ihnen hat der Täter gezielt aufgrund ihres für ihn fremden Aussehens ausgesucht.

Es waren:

  • Gökhan Gültekin, 37 Jahre
  • Sedat Gürbüz, 30 Jahre
  • Said Nesar Hashemi, 21 Jahre
  • Mercedes Kierpacz, 35 Jahre
  • Hamza Kurtović, 22 Jahre
  • Vili Viorel Păun, 23 Jahre
  • Fatih Saraçoğlu, 34 Jahre
  • Ferhat Unvar, 22 Jahre
  • Kaloyan Velkov, 33 Jahre

Diese Menschen haben hier mit uns gelebt, haben hier gearbeitet, Familien gegründet und unterstützt. Einige dieser Menschen waren deutsche Staatsbürger, andere nicht. Sie sind einem Menschen mit paranoiden Wahnvorstellungen zum Opfer gefallen, und unser Staat, unsere Gesellschaft hat nicht genug getan, um sie zu schützen.

Der Täter hat nach seiner menschenverachtenden Tat noch seine eigene Mutter getötet bevor er sich feige der weiteren Strafverfolgung durch Selbstmord entzog.

Was hat das mit uns zu tun?

Vieles.

Hanau ist Teil des Rhein-Main-Gebiets, unserer regionalen Heimat. Nähe schafft Betroffenheit. Wir alle sind aufgefordert, Diskriminierung und Hass mit klarer Haltung gegenüber zu treten und sie nie zu akzeptieren.

Auch in unserem Ortsbezirk wurden schon Menschen mit anonymen Briefen bedroht. Und auch gegen ein Mitglied unseres Ortsbeirats gab es schon Versuche der Einschüchterung und Belästigung.

Aber wir halten zusammen. Vor knapp einem Jahr, im März 2020, als die erste Corona-Welle anschwoll, da waren es der Anschlag von Hanau, der Anschlag von Halle und die Bedrohungen im Stadtteil die quer durch alle Parteien klar machten, dass wir diese letzte Sitzung vor dem ersten Lockdown durchführen müssen, um im Rahmen unserer bescheidenen Möglichkeiten ein Zeichen zu setzen für ein respektvolles Miteinander.

Die Diskussion war damals nicht einfach, denn im festen Willen, das Richtige richtig zu tun, gibt es manch schmalen Grad von dem niemand abstürzen möchte. Aber gemeinsam haben wir es geschafft. Es erinnert uns daran, dass bei allen Streitigkeiten über Sachthemen wir gestaltender Teil einer offenen, integrierenden Gesellschaft sind. Dies zeigt sich auch in unserem Umgang mit der Flüchtlingsunterkunft am alten Flugplatz, bei der niemand aus dem Ortsbeirat der Versuchung erlegen ist, diese Menschen zu missbrauchen für populistische Stimmungsmache.

Für die Opfer des 19. Februar 2020 bitte ich um einen Moment der Besinnung.

Danke.

rb


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