Nelly Sachs

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„O die Schornsteine

Auf den sinnreich erdachten Wohnungen des Todes,

Als Israels Leib zog aufgelöst in Rauch

Durch die Luft –

Als Essenkehrer ihn ein Stern empfing

Der schwarz wurde

Oder war es ein Sonnenstrahl?“

O die Schornsteine, in: In den Wohnungen des Todes, 1947

10.12.1891, Berlin – 12.05.1970, Stockholm

Hintergrund

Nelly Sachs wuchs in einer assimilierten jüdischen Familie in Berlin auf. Schon früh schrieb sie Gedichte, in denen sie Liebe und Mystik verband.

Verfolgung und Widerstand

Mit der schmerzlichen Erfahrung der zunehmende Verfolgung, von der auch sie und ihre Familie unmittelbar betroffen waren, begann sie sich in ihrem Werk stärker mit dem Jüdischsein und dem damit verbundenen Leid auseinanderzusetzen. Sie selbst, obwohl sehr zurückgezogen lebend, wurde wiederholt zu Verhören durch die Gestapo einbestellt, die einen engen ihr eng vertrauten Menschen verhaftet und gefoltert hatte. Schließlich gelang es ihr, noch spät, 1939, mit Hilfe der Schriftstellerin Selma Lagerlöf gemeinsam mit ihrer Mutter nach Schweden auszureisen. Dort lebte sie in Armut und Isolation, schrieb jedoch weiter über die Shoah, das Exil und die Hoffnung auf Versöhnung.

Nach 1945

Ihre bewegenden Gedichte wurden in Sammlungen 1947 und 1949 ihre Gedichte erstmals in Ost-Berlin gedruckt, aber breitere Anerkennung auch in der Bundesrepublik erfuhr sie erst ab Ende der 50er Jahre. 1966 erhielt sie gemeinsam mit Samuel Agnon den Nobelpreis für Literatur. Ihr Werk steht für geistigen Widerstand, Trost und Erinnerung – gegen das Vergessen.